Lexikon
Polizei Sondereinheiten
Gruppo di Intervento Speciale
Die Gruppo di Intervento Speciale (GIS) ist die Sondereinheit der italienischen Carabinieri.
Die Carabinieri sind Teil der italienischen Streitkräfte und sowohl für militärische als auch für zivile Polizeiaufgaben zuständig.
Geschichte
Die GIS wurde am 6. Februar 1978 vom damaligen Innenminister Francesco Cossiga auf Grund einer Welle von Terroranschlägen extremistischer Gruppierungen aufgestellt. Neben der Terrorbekämpfung wurde die Einheit in den Regionen Sardinien, Sizilien, Kalabrien, Kampanien und Apulien bei der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität eingesetzt.
Bei ihrem ersten großen Einsatz im Jahr 1980 schlug die GIS einen Aufstand im Hochsicherheitsgefängnis von Trani nieder.
Der Nachwuchs der GIS stammt fast ausnahmslos vom 1. Carabinieri-Fallschirmjäger-Regiment Tuscania in Livorno. Bewerber müssen unter 30 Jahre alt sein und zwei bis vier Jahre bei diesem Elite-Regiment gedient haben.
Auftrag
Neben den Hauptaufgaben der Terrorismusbekämpfung, dem resolute Eingreifen bei Entführungen und Geiselbefreiung, wird die GIS auch zum Schutz hochrangiger Regierungsmitglieder und bei der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität eingesetzt.
Aufgrund der vergleichsweise geringen Personalstärke führt die Einheit in der Regel nur sehr schwierige Operationen durch.
Da die GIS im Rahmen der italienischen Armee auch im Ausland eingesetzt werden kann, ist sie in das Spezialkräftekommando COFS des italienischen Generalstabs eingebunden.
Einsätze
1980
Am 28. Dezember wurde ein Überraschungsangriff im Gefängnis von Trani durchgeführt, wo sich einige Mitglieder der kommunistischen Brigaden verbarrikadiert hatten. Am Ende eines heftigen Schusswechsels wurden 18 Polizisten befreit. Es gab viele Verwundete unter den Spezialkräften, Gefangenen und Terroristen, aber keine Opfer.
1987
Am 25. August nehmen sechs zu lebenslanger Haft verurteilte Männer, unter ihnen der Terrorist Nero Mario Tuti, im Gefängnis Porto Azzurro (Livorno, Insel Elba) 11 Gefangene, 17 Gefängniswärter und 5 Zivilisten als Geiseln. Nach ein paar Stunden drangen Mitglieder der GIS und der Nucleo Operativo Centrale di Sicurezza (NOCS) in das Gebäude ein und überwältigen alle sechs Terroristen und befreiten die Geiseln.
1989
24. Juni verbarrikadierte sich der an einer psychischen Störung leidende Roberto Di Giovanni (26) mit einer Pistole und einigen Jagdgewehren in einem Haus in Oria (Gemeinde in der Nähe von Brindisi) und gab 200 Schüsse auf Zivilisten und später auf Polizisten ab, wobei er eine Person tötete und 10 verletzte, darunter 4 Carabinieri und einen Polizisten. Alle Verhandlungen blieben erfolglos, da er auf alles schoss, was sich bewegte. Als es Nacht wurde, drang die GIS unter Einsatz von Gas in das Haus ein und verhaftete Roberto nach einem Nahkampf.
1997
Befreiung des Glockenturms San Marco (Nähe Venedig) von der Miliz der Republik Venedig, die den Markusplatz mit einem selbstgebauten gepanzerten Fahrzeug und einem Wohnmobil besetzt hatte.
1999
Am 18. Dezember Teilnahme an einer Drogenbekämpfungsaktion auf See bei der Insel Alicudi (in der Nähe der Hafenstadt Messina).
2000
Am 7. Juni Befreiung von Rosa Laura Spadafora in Turin (Region Piemont).
2000
Am 10. Juni Festnahme des flüchtigen Camorrista Ferdinando Cesarano in Torre Annunziata (Nähe Neapel).
2002
Am 18. April Eskorte für den ehemaligen afghanischen König Mohammed Zahir Shah in Kabul (Afghanistan).
2002
Am 30. November Festnahme des flüchtigen Tunesiers Faid Isa Kamalfa, der sich in einer Villa bei Ostia (Nähe Rom) verschanzt hatte.
2003
Ab 13. November Unterstützung bei Operationen gegen Islamisten in Nasiriyah (Irak) nach einem Angriff auf einen italienischen Armeestützpunkt, der 28 Todesopfer forderte.
2004
Einige Mitglieder der GIS nehmen am 6. April am Kampf um die Brücken in Nasiriyah (Irak) gegen die Mahdi-Soldaten teil.
2005
Am 14. März beschlagnahmten die Carabinieri ein Waffenarsenal in Corato (Nähe Bari), das vermutlich von einer auf Überfälle auf Bankfahrzeuge spezialisierten Bande benutzt wurde. Die GIS verschaffte sich Zugang zu einem verlassenen Landhaus, in dem sich sechs Personen aufhielten, die alle aus Kalabrien stammten und auf Waffenhandel, Drogenhandel und Erpressung spezialisiert waren. Die Einheit fand zehn Kalaschnikows, Schutzwesten, Tarnuniformen und Lampen. Während des Einsatzes versuchte einer der Verbrecher das Feuer zu eröffnen, wurde aber von einem Mitglied der Spezialeinheiten sofort neutralisiert.
2006
Im Februar übernimmt die GIS Sicherungsaufgaben während der Olympischen Winterspiele in Turin.
2006
Nach einem Angriff auf italienische gepanzerte Fahrzeuge in Nasiriyah (Irak), mit einem Toten, werden Angehörige der GIS am 5. Juni zur Untersuchung hinzugezogen.
2008
Während einer Drogenbekämpfungsaktion am 22. August gegen die Gruppe Narcos der Camorra in Poggiomarino (Nähe Neapel), beschlagnahmte die GIS 100 kg reines Kokain.
2009
Am 18. Juli erfolgte in einer Blitzaktion die Festnahme des 84-jährigen Battista Zanellato in osco di Nanto (Nähe Vicenza), der sich wenige Stunden nach dem Mord an einem Polizisten in seinem Haus verbarrikadiert hatte.
2009
Am 1. Oktober nahm die GIS an einem Einsatz zur Ergreifung des 34-jährigen Mafiabosses und mutmaßlichen Anführers des Camorra-Clans "Gionta von Torre Annunziata" teil. Der Blitzzugriff erfolgte im Haus vor dem Palazzo Fienga, einer Hochburg des Clans. Der schnelle und robuste Einsatz ermöglichte die Sicherung der Zone vor dem Beginn eines Feuergefechts.
2009
Blitzaktion am 6. November zur Festnahme eines südafrikanischen Staatsbürgers, der wenige Stunden zuvor einen Polen getötet hatte. Bei der Aktion wurde ein GIS-Mitglied leicht verletzt.
2009
Am 10. Dezember wurde die GIS nach Mestre (Region Veneto) gerufen und befreite in einer Blitzaktion einen chinesischen Staatsbürger, der von einer chinesischen Bande gefangen gehalten wurde.
2010
Am 29. Mai wurde die GIS zu einer einem Einsatz in Comacchio (Nähe Ferrara) gerufen, um Mario Cavalieri festzunehmen. Dieser hatte am Vortag eine Beamtin geschlagen und sich in seiner Wohnung verschanzt. Nach einer 30-stündigen Belagerung seiner Wohnung stellte sich Mario Cavalieri der GIS.
2010
Am 23. Oktober nahm die GIS bei einem Schnellzugriff den seit 1999 gesuchten Mafiaboss Gerlandino Messina bei Agrigento (Sizilien) fest. Dieser wurde so überrascht, dass er die bei sich getragenen Waffen nicht zum Einsatz bringen konnte
2011
Einsatz am 3. November in der Zentrale von Esko International in Herat (Afghanistan), nachdem ein Taliban-Kommando ausgebrochen war. Gut informierten Quellen zufolge waren 18 Geiseln in den besetzten Gebäuden in die Hände der islamischen Terroristen gefallen, darunter drei Italiener. Schnell wurde das Gebiet von schnellen Eingreiftruppen umstellt, zu denen italienische Infanteriezüge und Scharfschützen (Aeronautica Militare) gehörten, die in ständigem Voralarm gehalten wurden. Ebenfalls aktiviert wurde auch die Anti-Terror-Komponente der Task Force 45, die ihre Basis und ihr Kommando im Camp Arena hat.
Weniger als 20 Männer der GIS und der operativen Gruppe der Comando Raggruppamento Subacquei e Incursori Teseo Tesei (COMSUBIN) planten und führten den Blitzangriff am Nachmittag durch. Der Einsatz von Hubschraubern erfolgte parallel zum Angriff auf die von den Terroristen kontrollierten Gebäude, während die Sondereinheiten durch Türen, Fenster und Dächer eindrangen. Das präzise Feuer der italienischen Polizisten und Soldaten tötete alle Terroristen noch bevor diese Widerstand leisten konnten, wie Noor Khan Nekzad, Sprecher der afghanischen Polizei, bestätigte. Der Blitzangriff wurde von zahlreichen Militäranalysten als tadellos bezeichnet.
2012
Am 3. Mai verbarrikadierte sich ein bewaffneter Mann im Hauptsitz des italienischen Finanzamtes in Romano di Lombardia (Nähe Bergamo) und nahm Geiseln. Nach 30 Minuten ließ er alle Geiseln bis auf eine frei. Um 17:30 Uhr traf die GIS ein, um die Geiselnahme zu beenden.
2013
Mit einem nächtlichen Blitzangriff von weniger als drei Minuten am 24. November drang die GIS in ein Haus bei Rovigo ein und nahm drei Personen (zwei Männer und eine Frau) fest. Diese hatten sich 33 Stunden lang verbarrikadiert und drohten das Gebäude niederzubrennen.
2014
Am 9. Februar fand eine gemeinsame Aktion von GIS, Bundespolizei der Lombardei und Raggruppamento Operativo Speciale (ROS) zur Festnahme von Domenico Cutrì, dem Boss der Ndrangheta-Bande, in Inveruno (Nähe Mailand) statt. Nach seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft wegen Mordes, war er mit Hilfe anderer Mitglieder der Bande während eines Transports aus Gallarate geflohen. Die Aktion war die schnellste in der italienischen Geschichte - nur acht Sekunden wurden benötigt, um den Verbrecher zu verhaften.
2015
Unterstützung der französischen Polizei vom 7. bis 9. Januar beim Schutz der wichtigsten Orte nach dem Terrorangriff auf Charlie Hebdo.
2015
Nach Angaben von Innenminister Angelino Alfano wurden die Mitarbeiter des GIS und des Nucleo Operativo Centrale di Sicurezza (NOCS) während des "Außerordentlichen Jubiläums der Barmherzigkeit, vom 8. Dezember 2015 bis 20. November 2016 in Alarmbereitschaft gehalten.
2017
Vom 26. bis 27. Mai wird die GIS zum Schutz der Staats- und Regierungschefs während des italienischen G7-Gipfels in Taormina (Sizilien) eingesetzt.
2017
Verhaftung des wegen versuchten Mordes gesuchten Verbrechers "O Fantasma" in Naples am 24. Dezember.
1918
Am 10. Mai gelang es der GIS nach einer 10-stündigen Belagerung, in das Haus von Pasquale De Falco in Qualiano (Gemeinde in der Nähe von Neapel) einzudringen, der am selben Tag seine Mutter getötet hatte. Der Mann wurde unversehrt verhaftet.
2018
Am 27. November nahm die GIS an der Verhaftung von Antonio Orlando in Mugnano di Napoli (Gemeinde in der Nähe von Neapel) teil, der als Regent des Orlando-Nuvoletta-Polverino-Clans gilt. Orlando, der auf der Liste der meistgesuchten Kriminellen Italiens steht, war 15 Jahre lang auf der Flucht.
2019
Am 7. Mai beteiligte sich die GIS an der Verhaftung des flüchtigen Giuseppe Monfregolo in Afragola (Gemeinde in der Nähe von Neapel), der als wichtiges Mitglied des Amato-Pagano-Clans gilt.
2021
Vom Januar 2021 bis zum 30. Juni 2022 nehmen Mitglieder der GIS, die zur Takuba Task Force gehören, an Operationen gegen Dschihadisten in der Sahelzone in Mali teil.
2022
24. Februar wurden Mitglieder der GIS nach Kiev (Ukraine) entsendet, um die italienische Botschaft zu schützen [ongoing operation].
2023
Am 16. Januar beteiligte sich die GIS an der Festnahme des sizilianischen Mafiabosses Matteo Messina Denaro in Palermo (Sizilien).
2023
Am 20. Januar wurde die GIS damit beauftragt eines der Verstecke in Palermo zu untersuchen, die der Boss Matteo Messina Denaro während seiner Flucht benutzt hatte.