Militär
Ballistische Rakete
MIRV
Ein MIRV (Multiple Independent Targetable Reentry Vehicle) ist eine exoatmosphärische ballistische Rakete mit mehreren Sprengköpfen, die jeweils auf ein anderes Ziel ausgerichtet werden können.
Der Begriff wird fast ausnahmslos mit ballistischen Interkontinentalraketen (Intercontinental Ballistic Missile; ICBM) assoziiert, die thermonuklearen Sprengköpfe tragen, auch wenn er nicht streng auf diese beschränkt ist.
Die Einführung des MIRV führte zu einer erheblichen Veränderung des strategischen Gleichgewichts. Zuvor war es bei einem Sprengkopf pro Rakete denkbar, eine entsprechende Verteidigung aufzubauen, die Raketen zur Abwehr einzelner Sprengköpfe einsetzt. Jeder Aufstockung der gegnerischen Raketenflotte konnte durch eine entsprechende Aufstockung von Abfangraketen begegnet werden.
Aber bei einem MIRV bedeutete eine einzige neue gegnerische Rakete, dass mehrere Abfangraketen gebaut werden müssen, was zur Folge hat, dass die Kosten für die Verteidigung höher liegen.
Funktionsweise
Bei einem MIRV schiebt der Hauptraketenmotor (Booster) einen - sogenannten - Bus in eine frei fliegende, suborbitale ballistische Flugbahn. Dann manövriert der Bus mit Hilfe von kleinen Steuerraketen und einem computergesteuerten Trägheitsleitsystem und nimmt eine ballistische Flugbahn auf, die ein Wiedereintrittsfahrzeug mit einem Sprengkopf zu einem Ziel bringt und setzt einen Sprengkopf auf dieser Flugbahn aus. Anschließend manövriert er auf eine andere Flugbahn, auf der er einen weiteren Sprengkopf aussetzt und wiederholt den Vorgang, bis alle Sprengköpfe freigesetzt sind.
Der an Bord des Busses befindliche Treibstoff begrenzt die Entfernungen zwischen den Zielen der einzelnen Sprengköpfe auf vielleicht einige hundert Kilometer. Darüber hinaus können einige Busse (z.B. das britische Chevaline System) Täuschkörper abwerfen, um Abfangsysteme und Radare zu verwirren, z.B. aluminisierte Ballons oder elektronische Krachmacher.
Die Genauigkeit ist von entscheidender Bedeutung, denn eine Verdoppelung der Genauigkeit verringert die benötigte Sprengkopfenergie um den Faktor vier bei Strahlungsschäden und um den Faktor acht bei Explosionsschäden. Die Genauigkeit des Navigationssystems und die verfügbaren geophysikalischen Informationen begrenzen jedoch die Zielgenauigkeit der Sprengköpfe.
Es wird vermutet, dass von den Regierungen unterstützte geophysikalische Kartierungsinitiativen und Ozean-Satellitensysteme wie Seasat den verdeckten Zweck verfolgen, Massekonzentrationen zu kartieren und lokale Schwerkraftanomalien zu bestimmen, um so die Genauigkeit ballistischer Raketen zu verbessern. Dabei handelt es sich einfach um den Radius des Kreises, in den der Sprengkopf mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit fällt, wenn er auf den Mittelpunkt gerichtet ist.
Aktuelle MIRV Systeme
China | DF-5A • DF-5B • DF-5C • DF-16 • DF-26 • DF-31A • DF-31B • DF-41 JL-2 • JL-2 Jia • JL-2 Yi | |
Frankreich | M-51 | |
Großbritannien | Trident II | |
Indien | Agni-P • Agni-V • Agni-VI | |
Nordkorea | Hwasong-15 • Hwasong-16 | |
Pakistan | Ababeel | |
Russland | BZhRK Barguzin • R-29K Vysota • R-29M Shtil • R-29RL Vysota • R-29RMU Sineva • R-29RMU2 Layner • R-36M • RS-24 Yars • RS-26 Rubezh • RS-28 Sarmat • RSM-56 Bulava • UR-100N | |
Vereinigte Staaten | Minuteman III • Trident II |
Ergänzende Artikel
Hintergrundwissen ballistische Rakete • Gefechtsfeldrakete • Kurzstreckenrakete • Mittelstreckenrakete • Langstreckenrakete • Interkontinentalrakete • MARV • Aktuelle Raketen