Militär
Raketenabwehr der Vereinigten Staaten
Aegis Ballistic Missile Defense
Einleitung
Das Aegis Ballistic Missile Defense (Aegis BMD oder ABMD) System, auch bekannt als Sea-based Midcourse Defense, ist ein Programm der Missile Defense Agency (MDA) der Vereinigten Staaten, um Kurzstreckenraketen (Short Range Ballistic Missile; SRBM) oder Mittelstreckenraketen (Medium Range Ballistic Missile; MRBM) in der mittleren Flugphase (d.h. nach Abschluss der Raketenverbrennung, aber vor Wiedereintritt in die Erdatmosphäre) zu zerstören. Es ist ebenfalls Teil des Raketenabwehrsystems der NATO.
Abfangraketen
Die Abfangraketen vom Typ Standard Missile werden auf Kriegsschiffen im Vertical Launching System (VLS) Mk 41 mitgeführt und von dort gestartet.
Standard Missile 2
Die SM-2ER Block IV (RIM-156A) wurde eigentlich zur besseren Verteidigung gegen hochfliegende Ziele in großer Entfernung, neueste Seezielflugkörper und Ziele mit geringem Radarquerschnitt entwickelt. Sie kann aber auch zur Abwehr von ballistischen Raketen in der Start- oder Endphase (innerhalb der Erdatmosphäre) eingesetzt werden.
Standard Missile 3
Die SM-3 Block I (RIM-161A) ist eine Weiterentwicklung des SM-2ER Block IV und soll ballistische Raketen in der mittleren Flugphase (d.h. nach Abschluss der Raketenverbrennung, aber vor dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre) abfangen.
Der kinetische Gefechtskopf (Kinetic Warhead; KW) trifft mit einer Geschwindigkeit von über 8 km/s (28.800 km/h) das Zielobjekt und zerstört es.
Die Version SM-3 Block IA (RIM-161B) wurde auf den Standard SM-3 Block IB (RIM-161C) aufgerüstet, um künftigen Bedrohungen durch neue ballistische Raketen zuverlässig entgegenzuwirken zu können.
Seit 2019 befindet sich auch die SM-3 Block IIA (RIM-161D) im aktiven Dienst. Die Vorgängerversionen lassen sich auf den neuen Standard umrüsten.
Standard Missile 6
Die SM-6 Block I (RIM-174A) ist ebenfalls eine Weiterentwicklung der SM-2ER Block IV, hat eine größeren Reichweite und besitzt einen aktiven Radar-Zielsuchkopf. Sie kann entweder zur Luftverteidigung (Bekämpfung von Flugzeugen oder Anti-Schiffs-Marschflugkörper) oder zur Abwehr ballistischer Raketen in der Endphase (innerhalb der Erdatmosphäre) eingesetzt werden.
Die SM-6 soll nicht die SM-2ER Block IV, sondern ist eine zusätzliche Variante zur Raketenabwehr mit größerer Reichweite, weiteren Lenkungsmöglichkeiten und besseren Zielsensoren.
Im Januar 2018 genehmigte die U.S. Navy Pläne zur Entwicklung eines Doppelschub-Raketenmotors für die SM-6 mit einem größeren Durchmesser von 21 Zoll, um das derzeitige 13,5-Zoll-Antriebspaket zu ersetzen und auf dem aktuellen 21-Zoll-Booster sitzen.
Teilnehmer
Land | Schiffstyp | Klasse | Anzahl | |
---|---|---|---|---|
Japan | DDG | Lenkwaffenzerstörer | Kongou | 4 |
DDG | Lenkwaffenzerstörer | Atago | 2 | |
Südkorea | DDG | Lenkwaffenzerstörer | Sejong the Great | 3 (nur Batch II) |
Vereinigte Staaten | CG | Lenkwaffenkreuzer | Ticonderoga | 5 |
DDG | Lenkwaffenzerstörer | Arleigh Burke | 49 (von 74) |
Stand: Dezember 2024
Aegis Ashore
Aegis Ashore ist die landgestützte Variante des Aegis BMD der U.S. Navy und das Kernstück der Phasen II und III des European Phased Adaptive Approach (EPAA). Das System umfasst angepasste Versionen verschiedener Komponenten die auf Kriegsschiffen verwendet werden, darunter die Operationszentrale, das Suchradar AN/SPY-1, das Vertical Launching System (VLS) Mk 41 und die Abfangrakete SM-3.
Im Mai 2015 wies der US-Kongress das Verteidigungsministerium an, das Potenzial der Standorte für die Raketenabwehranlage Aegis Ashore zu untersuchen, ob die Bewaffnung der VLS-Zellen mit Standard Missile 2 oder Standard Missile 6 sinnvoll sei.
Jeder Standort verfügt über drei VLS Mk 41 mit jeweils acht Zellen für insgesamt 24 Abfangraketen pro Standort. Der rumänische Standort wurde zunächst mit der SM-3 Block IB ausgerüstet, aber beide Standorte sollen mit SM-3 Block IIA in den kommenden Jahren ausgerüstet werden.
Die ersten beiden geplanten Standorte befinden sich in Deveselu ( Rumänien) und Redzikowo ( Polen). Das Forward-based X-Band Radar (FBX-T) in der Türkei liefert den Aegis Ashore Raketenabwehranlagen Daten zur frühzeitigen Verfolgung von Raketen, die aus dem Nahen Osten gestartet werden.
Am 13. September 2011 unterzeichneten die Vereinigte Staaten und Rumänien das Abkommen zur Abwehr ballistischer Raketen und schufen damit die rechtliche Grundlage für die Stationierung des Raketenabwehranlage Aegis Ashore auf rumänischem Hoheitsgebiet.
Die Raketenabwehrbasis Deveselu wurde am 17. November 2014 in Betrieb genommen und am 12. Mai 2016 als einsatzbereit zertifiziert (mission ready).
Am 20. August 2008 unterzeichneten in Warschau die Vereinigte Staaten und Polen das Abkommen über die Stationierung bodengestützter Abfangraketen zur Abwehr ballistischer Flugkörper auf dem Gebiet der Republik Polen und schufen damit die rechtliche Grundlage für die Stationierung des Raketenabwehranlage Aegis Ashore auf polnischem Hoheitsgebiet.
Die Raketenabwehrbasis Redzikowo wurde am 15. Dezember 2023 in Betrieb genommen und am 11. Juli 2024 als einsatzbereit zertifiziert (mission ready).
Aegis Ashore soll die europäischen NATO-Verbündeten und die in den Regionen stationierten US-Streitkräfte vor der wachsenden Bedrohung durch die Verbreitung ballistischer Raketen außerhalb des euro-atlantischen Raums schützen. Sie sollen abschrecken und wenn erforderlich Aggressionen abwehren, falls die Abschreckung versagt.
Entwicklung und Programm
Die Grundlage für Aegis BMD wurde Mitte der 1980er Jahre im Rahmen der Strategischen Verteidigungsinitiative (Strategic Defense Initiative; SDI) von Ronald Reagan (40. Präsident der Vereinigten Staaten) gelegt. Der Plan sah ursprünglich ein weltraumgestütztes Railgun-System vor. Aufgrund technologischer Beschränkungen wurde das System jedoch in ein oberflächengestütztes System umgewandelt, das als Lightweight Exoatmospheric Projectile (LEAP) bekannt wurde. Die ursprünglichen Tests wurden im Rahmen des LEAP-Programms der U.S. Army durchgeführt.
In den späten 1990er Jahren wurde die U.S. Navy damit beauftragt, ein Waffensystem für die Erprobung von LEAP bereitzustellen. Diese Phase wurde als ALI-Programm (Aegis LEAP Intercept) bezeichnet. Es war auf zwei erfolgreiche Abfangversuche in fünf Versuchen ausgelegt. Am 13. Juni 2002 fand der zweite erfolgreiche Abfangversuch statt. Dies könnte zu der Entscheidung von George W. Bush (43. Präsident der Vereinigten Staaten) beigetragen haben, bis Ende 2004 Aegis BMD als Notfallkonzept zur Abwehr ballistischer Raketen zu installieren.
Nach dem Abschluss des ALI-Programms wurde Aegis BMD in die Produktionsphase überführt. Die erste Produktion der Abfangrakete Standard Missile 3 (SM-3) Block IA wurde im Oktober 2004 ausgeliefert und das System 2005 auf Version Aegis 3.0 aktualisiert.
Anfang September 2009 kündigte Barack Obama (44. Präsident der Vereinigten Staaten) Pläne an, die Raketenabwehranlage Aegis Ashore in Polen zugunsten von Raketenabwehrsystemen auf Kriegsschiffen der U.S. Navy aufzugeben.
Am 18. September 2009 begrüßte Wladimir Putin (Premierminister der Russischen Föderation) die Pläne, da die russische Regierung und Militärs davon ausgingen, dass die möglicherweise im Schwarzen Meer oder der Ostsee eingesetzten amerikanischer Kriegsschiffe mit Aegis BMD Systemen gegen russische Raketenangriffe wahrscheinlich weniger wirksam sein würden als eine landbasierte Raketenabwehr. Dmitri Medwedew (Ministerpräsident von Russland) gab daraufhin die Aufgabe der russischen Stationierungspläne von Kurzstreckenraketen in Kaliningrad bekannt.
Im Laufe des Jahres 2009 erhielten weitere Schiffe der U.S. Navy die SM-3 Block IA, um die bereits mit Patriot PAC-3 und Terminal High Altitude Area Defense (THAAD) ausgerüsteten Einheiten der U.S. Army zu ergänzen und das Raketenabwehrnetz auszubauen.
Die weitere Entwicklung des Aegis BMD umfasste die Fähigkeit zum Start aus der Ferne. Diese Launch-on-Remote-Fähigkeit beinhaltet den Einsatz von Off-Board-Sensoren, wie dem Space Tracking and Surveillance System, um eine optimale Ziellösung für den Start einer SM-3 zu bieten.
Ab 2014 wurde die SM-3 Block IB eingeführt, die über eine verbesserte Avionik, Störfestigkeit, Manövrierbarkeit und einen größeren kinetischen Gefechtskopf verfügt und 2019 die verbessert SM-3 Block IIA vorgestellt.
Ab 2022 stehen die Aegis BMD Versionen 4.x, 5.x und 6.x zur Verfügung, die mit fortschrittlichen Prozessoren, moderner Hardware und neuster Software ausgestattet sind. Bestehende Systeme können auf die neueren Versionen aufgerüstet werden.
Im Rahmen des IBCS-Programms (Integrated Air and Missile Defense Battle Command System) der U.S. Army, sollen die Radare von Patriot PAC-3 (X-Band Radar AN/MPQ-65), NASAMS (X-Band Radar AN/MPQ-64 Sentinel), THAAD (X-Band Radar AN/TPY-2) und F-35 Lightning II (AESA Radar AN/APG-81 oder AN/APG-85) mit dem Aegis Radar verbunden werden, um ein Plug-and-Fight-Netz land-, see- und luftgestützter Sensoren zu schaffen und die Flugabwehrsysteme Patriot PAC-3, NASAMS und THAAD bei der Abwehr ballistischer Raketen zu unterstützen.
Ergänzende Artikel
Ballistic Missile Defense System • Ground-based Midcourse Defense • Forward Based X-Band Transportable • Sea-based X-Band Radar • Solid State Phased Array Radar System • Space-Based Infrared System • Terminal High Altitude Area Defense • Ground-based Interceptor • Next Generation Interceptor • Lightweight Exoatmospheric Projectile • Exoatmospheric Kill Vehicle